JEMANDSLAND
Geschichten, die Geschichten finden
Die öffentlichen und halböffentlichen Räume einer Stadt sind niemals Niemandsland, sondern immer jemandes Territorium. Doch wie kann man die Atmosphäre eines solchen Jemandslandes einfangen, ohne touristische und andere mediale Klischees zu bedienen?
„Ließe man sich in der Fremde nur treiben, man triebe an vielem Interessanten vorbei.“
Matthias Politycki, Schrecklich schön und weit und wild (Hamburg 2017)
Der Tourismus „erschließt“ immer mehr Orte und diese Reisen „produzieren“ immer mehr fotografische Abbilder von immer denselben Sehenswürdigkeiten und Pathosformeln. Metropolen wie Paris, Athen oder Wien, aber auch Hafenstädtchen wie das normannische Granville oder der griechische Wallfahrtsort auf der Insel Tinos versinken in Bergen von instagram-tauglichen Urlaubsbildern. Gibt es aus dieser Situation einen anderen Ausweg als die Verweigerung?
Auf einer Reise an exemplarische europäische Schauplätze des Bilderansturms erforschten Sevrina Giard und Theo Steiner, wie sich jenseits der Klischees Verbindungen zu einem Ort herstellen lassen. In einer interdisziplinären Kooperation entwickelte die Mediengestalterin und Video Artist mit dem Designtheoretiker und Ausstellungsmacher die Jemandsland-Methode: In einer Mischung aus „visual studies“, urbaner Ethnologie und künstlerischer Forschung sammeln die beiden Geschichten, die Geschichten finden. Für jeden Ort geben sie sich spezifische, individuell zugeschnittene Geschichten, visuelle Metaphern, deren thematische Ausrichtungen den Blick fokussieren und unerwartete Ergebnisse triggern.
Das Buch (in Vorbereitung, erscheint 2022) dokumentiert die Geschichten in Bild und Text und ergänzt diese mit Kommentaren und theoretischen Essays.